Doch viele Verbraucher haben sich in letzter Zeit über die ungewöhnliche Preissteigerung von Olivenöl gewundert. Im November 2023 lag der Preis für Olivenöl beispielsweise durchschnittlich 43,5 % höher als im selben Monat des Vorjahres. Dies betrifft nicht nur erstklassiges Extra Virgin Olivenöl, sondern auch einfachere Qualitäten. Gleichzeitig lag die Teuerungsrate für Lebensmittel durchschnittlich bei 5,5 % (Quelle: Statistisches Bundesamt). Olivenöl ist also unverhältnismäßig teurer geworden. Was sind die Gründe für die Preissteigerung und wie sind die Erwartungen für die laufende und kommende Saison?
Die schlechte Olivenernte als Hauptgrund für die Preissteigerung
Oliven werden für den europäischen Markt vor allem in Italien, Griechenland, Spanien und der Türkei angebaut. Die Erntezeit liegt je nach Sorte und Anbaugebiet zwischen Oktober und Februar.
Der weltweit größte Olivenproduzent ist Spanien, von hier stammt fast die Hälfte des weltweit verkauften Olivenöls. In der EU lag der Verbrauch an spanischem Olivenöl sogar bei 70 %.
Schlechte Ernten in den großen Erzeugerländern haben dementsprechend weitreichende und weltweit spürbare Folgen.
Die Erntemengen lagen 2023 deutlich unter dem Durchschnitt. In Spanien betrug die Erntemenge in früheren Jahren durchschnittlich 1,5 Millionen Tonnen. In der Erntesaison 2022/2023 waren es jedoch nur 605.000 Tonnen, also weniger als die Hälfte.
Für die Erntesaison 2023/2024 erwartet das Landwirtschaftsministerium Spaniens bisher nur eine leichte Erholung der Situation.
Auch in den anderen Erzeugerländern Europas sah es nicht viel besser aus. In Griechenland und Italien kam es ebenfalls zu sehr schlechten Ernten.
Bei sinkenden Produktionsmengen steigen die Preise automatisch, da die Nachfrage auf dem Weltmarkt größer als das Angebot ist. Wenn andere Länder die Ernteverluste ausgleichen könnten, würden sich die Preise theoretisch stabilisieren. Doch das war im letzten Jahr nicht der Fall.
Warum ist die Olivenernte so schlecht ausgefallen?
Die schlechte Olivenernte hat verschiedene Gründe. In Spanien hatten die Landwirte vor allem unter der langanhaltenden Dürre zu leiden. Hinzu kamen Extremwetterereignisse, die im letzten Jahr deutlich häufiger auftraten.
Nicht nur die Hitze im Sommer, sondern auch ungewöhnliche Temperaturen im Frühling führten zu einer schlechten Ernte. In Griechenland herrschten beispielsweise während der Blütezeit der Olivenbäume im letzten Jahr sehr hohe Temperaturen. Bei hohen Temperaturen können sich die Blüten der Olivenbäume nur schlecht entwickeln, wodurch weniger Früchte entstehen. Im Sommer gab es zudem nicht genug Regen, was das Wachstum der Oliven beeinträchtigte.
Auch in Italien haben Hitze und Dürre zu einer schlechten Olivenernte geführt. Besonders betroffen war die Toskana, nicht nur bei der Olivenernte, sondern auch bei der Weinlese.
Weitere Gründe für den Mangel an Oliven auf dem Weltmarkt
Die Türkei ist ebenfalls ein wichtiges Anbaugebiet für Oliven. Die Ernte in der Türkei war 2023 vergleichsweise gut, das Handelsministerium gab sogar eine Steigerung von 60 % im Vergleich zum Vorjahr an. Doch aufgrund der hohen Nachfrage durch den Ausfall der spanischen Olivenernte stieg die Exportmenge und somit auch der Olivenpreis innerhalb der Türkei stark an. Da Oliven und Olivenöl in der türkischen Küche unverzichtbar sind, verhängte das Handelsministerium eine Exportblockade für Oliven, um den Bedarf der eigenen Bevölkerung zu sichern. Deshalb führte die gute Ernte in der Türkei nicht zu einer Entspannung auf dem Weltmarkt.
Der Einfluss von Inflation und gestiegenen Energiekosten
Die Inflation in der Eurozone hat natürlich ebenfalls einen Einfluss auf die Preisentwicklung von Olivenöl. Auch ohne Inflation wäre der Preis für Olivenöl aufgrund der schlechten Ernten stark gestiegen. Die Inflation verschärft die Preisentwicklung zusätzlich. Die gestiegenen Energiekosten in der Europäischen Union haben die Herstellung von Olivenöl ebenfalls verteuert. Hinzu kommen höhere Kosten für Düngemittel.
Reaktionen auf die Olivenölkrise
Weltweit sprechen wir inzwischen von einer Olivenölkrise. Einige Länder haben bereits Maßnahmen ergriffen, so auch Italien. Dort stiegen die Preise für Olivenöl im letzten Jahr um etwa 50 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Olivenöl in Italien ist weltweit einer der höchsten. Verschiedene Maßnahmen wurden beschlossen, um die Abhängigkeit von den Entwicklungen auf den Weltmärkten zu verringern. Die Produktion soll durch die Pflanzung neuer Olivenhaine gesteigert werden. Diese Bemühungen sind jedoch nur eine langfristige Lösung, da ein Olivenbaum etwa zehn Jahre benötigt, um zum ersten Mal Früchte zu tragen.
Alternative Anbaugebiete
Die Oliven für hochwertiges Olivenöl stammen in der Europäischen Union vorwiegend aus Spanien, Italien und Griechenland. Weitere Erzeugerländer könnten in Zukunft Ernteverluste ausgleichen. Auch Oliven aus anderen Ländern wie Marokko, Zypern, Tunesien, Ägypten und Algerien gewinnen auf dem Weltmarkt zunehmend an Bedeutung.
Für den Anbau und die Ernte von Oliven ist das typisch mediterrane Klima erforderlich. Es gibt einige Regionen weltweit, in denen Oliven gut gedeihen. In den USA werden beispielsweise in Kalifornien Oliven erfolgreich für den heimischen Markt und den Export angebaut.
An der Spitze der amerikanischen Olivenproduktion steht jedoch ein anderes Land. In Argentinien wurden 2017 bereits 90.000 Tonnen Tafeloliven angebaut, mit steigender Tendenz. Damit ist Argentinien der wichtigste Olivenproduzent auf dem amerikanischen Kontinent. Auch Peru und Chile spielen zunehmend eine Rolle auf dem Weltmarkt. Uruguay hat ebenfalls viele Anstrengungen unternommen, um eine eigene Olivenölindustrie aufzubauen, wobei der Fokus auf der Produktion erstklassiger Spitzenqualitäten liegt.
Fazit und Ausblick in die Zukunft
Missernten aufgrund von extremem Wetter, Hitze und Dürre werden laut Experten in Zukunft zunehmen. Es ist daher zu erwarten, dass die Preise für Olivenöl auch in diesem und den kommenden Jahren vergleichsweise hoch bleiben. Der Olivenöl Shortage auf dem Weltmarkt könnte sich durch neue Produzenten wie Argentinien und die nordafrikanischen Staaten etwas entspannen.
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